Kant weitergedacht

Gestern hab ich mit einer Person diskutiert, die meinte: "Ich zeige ungern anderen ihre Fehler auf, weil sie durch Nachdenken selbst auf ihre Fehler kommen sollen." Es stellt sich die Frage: was würde Kant sagen? Denn in gewisser Weise denkt sie ja kantinisch (siehe alter Beitrag). Das Ding ist aber, dass sie aus dem falschen Motiv schweigt: Angst als Buhmann dazustehen. Und überprüfen kann man das mit der kantinischen Universalmethode: Was für einen Freund wünscht du dir? Einen der alles unkommentiert hinnimmt oder einen der ehrlich zu dir ist?

Daran sieht man auch die praktischen Grenzen in Kants Theorie: Wenn du nicht grad ein soziales Schmetterling bist, kommst du durch Selbstreflexion nicht selbst auf alle Fehler. Schon gar nicht wenn du nach Kants Vorstellung unfrei bist. Aber wann ist man schon wirklich frei? 
Der Bibel nach wird jeder Mensch unfrei geboren und kann sich selbst auch nie befreien. Das drückt sich je nach Mensch ganz unterschiedlich aus aber niemand wird durch Nachdenken zum perfekten Menschen (siehe Realität). Fleißige Bibelleser wissen auch, dass die Bibel differenziert zwischen ständiger Unfreiheit und Freiheit mit zeitweiliger Gefangenschaft, weil wir als Menschen halt immer menschlich bleiben. Ist ein großes Thema...

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