Ich bin in Deutschland aufgewachsen, auf einer staatlichen Schule gewesen, danach auf einer staatlichen Universität, habe in der Zeit staatliche Finanzhilfen erhalten, fahre jeden Tag auf staatlichen Straßen.
Letzte Weihnachten hab ich mich mit nem Mädel über die Gesellschaft und Steuern unterhalten und war sehr überrascht über ihre Sicht der Dinge: "Fuck Society" sagte sie und war der Meinung, dass Steuern ungerecht sind. Auf die Vorteile des Staates hingewiesen, zählte sie die ganzen Steuerverschwendungen auf. Ihre Bildung hat sie sich selbst hart erarbeitet - wieso soll sie dann für die ganzen Arbeitsfaulen und Arbeitslosen mitblechen?
Im Grunde genommen hat sie Recht - es gibt unzählige Geschichten von Steuerverschwendung, vom Berliner Flughafen, Hamburger Philharmonie bis zu staatlichen Studien ob Spaziergänge gesund sind. Auch gibts in der Schule Schüler die ihre Hausaufgaben machen und Schüler dies in den Pausen abschreiben - also wusste ich nich, was ihr noch dazu sagen sollte...
Einmal drüber geschlafen, ist mir aufgefallen, ich hätte sie fragen sollen, ob sie was dafür getan hat, mit ihrem IQ geboren zu sein, weswegen ihr die Schule leichter fiel als denen mit ner Hauptschulempfehlung. Ist ihre Lernmotivation überhaupt Eigenleistung oder genetisch vorherbestimmt? Zu welchem Anteil ist sie für ihre Gesundheit verantwortlich. Wie wäre ihr Leben verlaufen wenn sie nicht als Einzelkind in einer privilegierten Familie, sondern in einer afrikanischen Großfamilie geboren wäre?
Draus folgt für mich: Nicht nur um Bildungsschulden abzubezahlen, sondern für eine kontinuierliche, faire Neuverteilung eine gewissen Anteils unsres Vermögens zahle ich gern Steuern. Auch finde ichs gut, dass unsrer Staat Entwicklungshilfe in anderern Ländern leistet, bei Katastrophen Hilfe schickt, auch wenn regelmäßig kurzsichtige Egozentriker dagegen protestieren.
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