Homo Faber


Vergeblich und vergänglich!“, pflegte der Lehrer zu sagen.

„Vergeblich und vergänglich! Alles umsonst.“

Der Mensch plagt sich sein Leben lang, und was hat er davon? 

Generationen kommen und gehen und die Erde bleibt, wie sie ist.

Die Sonne geht auf, sie geht unter und dann wieder von vorn, immer dasselbe. 

Winde kommen mal von Norden, dann vom Süden, drehen weiter als wenn sie jemand jagen würde.

Flüsse fließen ins Meer, aber das Meer wird nicht voll.

Das Wasser kehrt zu den Quellen zurück – und fließt wieder ins Meer. 

Du bemühst dich, das Geschehen in Worte zu fassen, aber es gelingt dir nicht - es ist einfach zu viel.

Im Grunde aber gibt es überhaupt nichts Neues unter der Sonne.

Was gewesen ist, das wird wieder sein und was getan wurde, das wird immer wieder getan. 

Nur interessiert sich keiner mehr für die Vergangenheit.

Und was wir heute tun oder unsere Kinder morgen, wird auch bald vergessen.

Ich nahm mir mal vor, alle Dinge selbst zu verstehen.

Ich wollte herausfinden, ob da ein Sinn hinter allem steckt.

Ich hab herausgefunden, dass Gott uns Sisyphusarbeit zumutet:

Nichts was du machst wird je perfekt sein und Arbeit wird es immer geben.

Es ist wie wenn du den Wind jagen würdest.

So meinte ich: „Jetzt hab ich’s geblickt - im Gegensatz zu meinen Eltern und meinen Freunden.“ 

Doch wie ich so darüber nachdachte, was mein Wissen wert ist und was die Klugen von uneinsichtigen Schwachköpfen unterscheidet, erkannte ich: selbst mein Bemühen um Weisheit und Erkenntnis ist wie Jagd nach dem Wind. 

Denn wer viel weiß, hat viel Ärger und Sorgen.

Mehr Weisheit macht mich auch nicht glücklich.

Ich entschloss mich dann, das Leben in vollen Zügen genießen und glücklich zu sein.

Ich merkte: selbst das ist sinnfrei!

Mein Lachen erschien mir albern, der reine Genuß leer und kurzlebig.

Ich wollte alles erleben wie jemand, dem tiefere Erkenntnisse völlig egal sind, ohne dabei aber mein Verstand abzuschalten.

Ich trank, um mich in Stimmung zu bringen.

Ich baute ein Haus und pflanzte Weinberge, legte Obstgärten mit allen möglichen Bäumen an, konstruierte Bewässerungssysteme, stelle Arbeiter an, wurde reich.

Ich kaufte mir eine eigene Band, Frauen - alles was Mann sich wünscht und alles was mir gefiel.

Ich gewann Einfluss, zeigte, protzte und war tatsächlich glücklich.

Dann zog ich wieder Bilanz und kam zum Ergebnis: Ich habe versucht dem Wind eine Falle zu stellen und es ist nichts dabei raus gekommen.

Nun wollte ich wissen, was Wissen, Unwissen und Wahnsinn im Eigentlichen ausmacht.

Ich erkannte, dass Wissen mit Licht und Unwissen mit Dunkelheit verglichen werden kann.

Der Wissende sieht, wo er geht und der Unwissende tappt im Dunkeln.

Andererseits aber trifft am Ende beide dasselbe Schicksal: der Tod.

Was bringt’s also, wenn ich nach Weisheit strebe und dann genauso ende wie die Dummen?

Mein Lebenswerk kommt jemand anderem zugute und wer weiß, ob der damit damit umgehen kann.

Ich begann zu verzweifeln und hasste das Leben, weil ich für nichts und wieder nichts geschuftet hatte.

Da müht man sich ab, erreicht was und dann erbt es einer, der keinen Finger dafür gekrümmt hat.

Das ist doch ungerecht! 

Was hab ich davon?

Nichts als Stress, der mich nachts nicht schlafen lässt.

Es gibt letztendlich nichts Besseres als einfach nur zu essen, trinken und Zufriedenheit in seiner Arbeit zu finden.

Doch dieses Glück kommt nicht aus mir selbst: Es ist ein Geschenk Gottes.

-          Salomo